Elfriede Jelineks Die Kinder der Toten. Exorzismus der Vergangenheit und Zukunft

  1. Irina Ursachi 1
  1. 1 Universidad de Alcalá
    info

    Universidad de Alcalá

    Alcalá de Henares, España

    ROR https://ror.org/04pmn0e78

Libro:
Literarische Inszenierungen von Geschichte: Formen der Erinnerung in der deutschsprachigen Literatur nach 1945 und 1989
  1. Manuel Maldonado-Alemán (coord.)
  2. Carsten Gansel (coord.)

Editorial: J.B. Metzler

ISBN: 978-3-658-21670-2

Año de publicación: 2018

Páginas: 107-115

Tipo: Capítulo de Libro

Resumen

Der infantile Abwehrmechanismus gegen Angst, Schuld und Scham lässt die Angehörigen des Dritten Reichs über ihre Verantwortung für die Grausamkeiten des Holocaust schweigen. Vor der Rede des Bundeskanzlers Franz Vranitzky, in der er 1991 über „die moralische Mitverantwortung für die Taten unserer Mitbürger“ sprach, existierte ein erzwungenes „schwarzes Loch“ im kollektiven Gedächtnis in Österreich. Aus dem Bedürfnis, die verborgene Geschichte und das Brechen des Schweigens als notwendigen Schritt zur Überwindung des kollektiven Traumas darzustellen, schrieb die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek 1995 ihr Opus magnum, den auf 666 Seiten angelegten Roman Die Kinder der Toten. Die „Leerstelle“ im kollektiven Gedächtnis versucht Jelinek – mittels einer Allegorie des Todes – mit fiktiven und realitätsgetreuen Erinnerungen zu füllen. Mit diesem Beitrag werden Jelineks Thesen vom Verdrängen der Kollektivschuld Österreichs und der fehlenden Erinnerungskultur an den Holocaust nachgegangen, indem ihre Erzählstrategien zur Darstellung dieses Traumas fünfzig Jahre nach dem Kriegsende aufgezeigt werden.